5. Oktober 2020
Audiowalk auf der Jahnplatz-Baustelle
Jedes Jahr unterstützt die Sparkassenstiftung die freie Theaterszene in Bielefeld. Das Theaterlabor hat gemeinsam mit dem Syndikat Gefährliche Liebschaften mit den Fördergeldern in diesem Jahr ein besonderes Projekt auf die Beine gestellt. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Besucher waren eingeladen, die Jahnplatz-Baustelle zu begehen und währenddessen einen performativen Audiowalk zu erleben.
Fußgänger, Radfahrer, Autos, Öffentliche Verkehrsmittel, Rohr- und Stromleitungen, jede Menge Geschäfte und vielseitige Interessen. Als zentraler Verkehrsknotenpunkt ist der Jahnplatz seit über 100 Jahren das pulsierende Herz Bielefelds. Zu viele Stickoxide machten eine Operation an diesem lebenswichtigen Organ notwendig.
Seit Anfang Juli wird umgebaut. Das Ziel klingt nach einem vernünftigen Kompromiss: weniger Schadstoffbelastung, mehr Gleichberechtigung und Aufenthaltsqualität. Doch wie planbar ist Zufriedenheit? Wie demokratisch kann für eine Mitte gedacht werden? Die Meinungen der Bevölkerung über den Umbau verlaufen kreuz und quer wie der Verkehr am Platz.
Ein neuer Blick auf einen alten Raum
Die Bewegte Mitte begreift diese Baustelle als Moment, in dem sich Bielefelds Stadtzentrum neu ordnet, umschichtet und vorübergehend die Leitungen offenlegt. Die Künstler flanieren, choreografieren, telefonieren sich mit den Besuchern in vielfältige Perspektiven und Atmosphären um den Jahnplatz. Sie verschaffen sich in einem imaginären Verkehrsversuch einen neuen Blick auf einen alten Raum.
Nahezu alle Plätze für die fünf Aufführungstermine waren ausverkauft. Geschäftsführer des Theaterlabors Ralph Würfel ist zufrieden: „Es hat alles wunderbar funktioniert. Wir konnten bei unseren Zuschauern neue Perspektiven öffnen und den zeitweise aufkommenden Regen haben alle gut weggesteckt.“ Auch von den Gästen kam positives Feedback. So betonten einige, den Platz jetzt neu wahrzunehmen. Wo sie vorher einfach über die Ampelwege spaziert seien, ist ihnen nun stärker bewusst, dass auch sie die Möglichkeit hätten, ihre Stimme in den Zukunftsfragen einzubringen.
Die Künstlerische Leitung und Stückentwicklung liegen bei Silvan Stephan, Nadja Sühnel und Marleen Wolter. Neben unserer Sparkassenstiftung fördert die Inszenierung außerdem das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW und das NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste.